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DAY 1 – HERZ ÖFFNEN, OHREN SPITZEN

Wollnetz – Das erste Kennenlernen und Bilden einer Gruppe ist meiner Meinung nach einer der wichtigsten Momente in der Vermittlungsarbeit und legt einen Grundstein für die zusätzlichen Schritte.
Um nach einer kurzen Einführung und Vorstellung der Seminarchairs und des groben Programmes des Seminars nicht mit einer „normalen“ Namensrunde zu starten, verwende ich mit Gruppen gerne Wollknäuel, die man, während die Namen genannt werden, von Teilnehmer zu Teilnehmer werfen kann (dabei wird der Faden immer mit einer Hand festgehalten und der Knäuel wird weiter geworfen): dadurch verbindet man eine reine Merkensaufgabe mit einer motorischen Aufgabe. Man kann nach der ersten Runde / nach dem ersten Knäuel, bei dem man nur den eigenen Namen nennt, beim Weiterwerfen auch den Namen der Person dazu nehmen, der man den Knäuel zuwirft. In der nächsten Runde haben wir auch unsere Lieblingsklänge hinzugefügt, um mit jeder Person auch einen Klang zu assoziieren. Am Ende des Spiels entsteht eine schöne Netzstruktur, die einfach auf den Boden gelegt werden kann und die Einzelpersonen der Gruppe schon auf eine gewisse Art und Weise verbindet.

TIPP:
– Um dem ganzen einen extra visuellen Reiz zu geben, verwende ich drei unterschiedlich farbige Knäuel.

Klang-Dusche – Nach der Gruppenübung gehen wir in Zweiergruppen, wobei eine Person auf einem Stuhl sitzt und die andere hinter der anderen steht. Es geht bei der Übung darum, die Aufmerksamkeit ganz auf die Sinne zu lenken, insbesondere auf das Gehör. Dabei schließen die Personen, die auf dem Stuhl sitzen, die Augen und die stehenden Personen machen meine Bewegungen nach: Ich bewege meine Finger / Hände ganz in der Nähe von den Ohren meines sitzenden Partners. Wie man das macht, ist reine Geschmackssache; ich fange gerne mit einem leichten Finger-Reiben an einem Ohr an, lass es dann zum anderen wandern, nehme dann langsam die andere Hand dazu und wechsle zu anderen Geräuschen, wie beispielsweise ein leichtes Tapsen oder Nagelgeräusch. Zum Schluss wird (im Idealfall) synchron geklatscht, um die Partner „aufzuwecken“. Danach wird die Rolle getauscht.

TIPP:
– Um sich besser vorzustellen, wie das ganze klingt, können Sie zuerst selber unterschiedliche Bewegungen bei Ihnen ausprobieren oder jemanden darum bitten, unterschiedliche Geräusche zu erzeugen und Sie merken sich die, die Ihnen besonders gut gefallen haben.

Klang-Spaziergang – Nachdem sich die Gruppe kennengelernt hat und der Gehörsinn geschärft wurde, wird es Zeit, raus zu gehen und das innere Kind voller Neugierde zu wecken. Natürlich sollten Sie sich davor schon einen „Parcours“ überlegen, den Sie mit den Teilnehmenden begehen werden, je nachdem wie viel Zeit Sie zur Verfügung haben.
Die Aufgabe ist es, die Ohren offen zu haben und ein paar Gegenstände, die interessante Klänge erzeugen, zu sammeln (falls es in den Folgeterminen regnen sollte, ist es gut, ein Backup zu haben, um Naturklänge trotzdem aufzunehmen).
Lassen Sie die Teilnehmenden sich entlang des ausgedachten Parcours frei bewegen, damit sie selbst neue Klänge entdecken. Sie können sie natürlich immer wieder auf gewisse Sounds aufmerksam machen, oder ihnen zeigen, wie man mit unterschiedlichen Naturmaterialien Klänge erzeugen kann (Materialien gegeneinander schlagen, reiben, brechen, kratzen usw.).
Nach einer ersten entdeckungsreichen Phase, ist es gut, eine kurze Pause zu machen und jedem das gesammelte Material mit den jeweiligen Sounds vorstellen zu lassen (das danach in den Räumlichkeiten mitgenommen wird). Zusätzlich kann man die Teilnehmenden auf die Wichtigkeit der Soundscapes aufmerksam machen: der Gedanke, dass in einigen Jahren die Orte und Klänge die wir kennen, oder die für bestimmte Orte typisch sind, sich aus unterschiedlichen Gründen (Habitatverlust, Klimawandel, Kultur- / Tradition Verlust, … ) verändern werden und sie dazu beitragen können, diese für zukünftige Generationen festzuhalten, war während des Seminars ein springender Punkt.
Nach der Reflektion geht der Spaziergang weiter.
Wenn der Spaziergang zu Ende ist und man zu den Räumlichkeiten zurückkehrt, wird der Begriff Soundscape erklärt (beispielsweise durch die Definition von R. M. Schaffer) und eine kurze Check-out Runde gemacht: Eindrücke und Gefühle vom Tag werden gesammelt, um das ganze noch ein bisschen abzurunden.

TIPP:
– Nehmen Sie bei der Suche vom Parcours für den Unterricht schon Klänge auf; es ist immer gut, ein Back-Up zu haben. Außerdem können Sie diese Klänge für eigene Kompositionen verwenden und den Teilnehmenden in der Sound-Library zur Verfügung stellen.
– Bedenken Sie bei der Auswahl Ihres Parcours, möglichst abwechslungsreiche Soundscapes zu beinhalten.
– Machen Sie die Teilnehmenden schon in gewissen Situationen darauf aufmerksam, wie sie die Klänge aufnehmen werden können, je nachdem, wo sie die Aufnahmegeräte positionieren.
– Erinnern Sie die Teilnehmenden am Folgetermin die Kopfhörer mitzunehmen.

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